Der nächste Aderlass: Perry & Knorr

News - Ursprünglich standen Weichen auf Wachstum
Rückschlag für Flensburg und die Walzenmühle: Perry & Knorr, Mieter mit der höchsten Mitarbeiterzahl, hat "über 50" Stellen reduziert.
Foto: Staudt

Nach Danfoss und Tesa trifft die Krise nun das Call-Center Perry & Knorr in der Walzenmühle: Ende vergangener Woche hat es den Agenten aus zwei Abteilungen gekündigt.

Durch die Umstrukturierungen bei freenet/mobilcom verliert das Call-Center Perry & Knorr mit fast 250 Beschäftigten in der Walzenmühle seinen wohl wichtigsten Kunden. Bereits vergangenen Freitag zog das Unternehmen die Reißleine: "Zum 30. Juni muss Perry & Knorr über 50 Mitarbeiter am Standort Flensburg abbauen", schreibt Geschäftsführer Sven-Ole Klinge in einer Pressemitteilung, die er dem Tageblatt auf Nachfrage schickte. Aufgrund der unerwarteten Kündigung eines wichtigen Auftraggebers habe die Geschäftsleitung diese schwere Entscheidung treffen müssen. Teilweise würden die Stellen über das Auslaufen befristeter Verträge reduziert. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber unvermeidlich gewesen. Klinge: "Es ist einfach nicht genügend Arbeit da und auch nicht in Sicht." Diese Entscheidung sei notwendig, um den Standort Flensburg zu sichern.

Eine Entscheidung, die nach Angaben aus Kreisen der gekündigten Mitarbeiter eine deutlich "über 50" liegende Zahl von Beschäftigten trifft. "Es sind genau 95, und viele davon wollen gegen die Kündigung auch juristisch vorgehen", erklärte einer der Betroffenen, der seinen Namen zunächst lieber nicht im Tageblatt lesen will.

Ursprünglich standen Weichen auf Wachstum

Es würden zwei komplette Abteilungen dichtgemacht, die für freenet telefonierten, eine davon zuständig für die so genannten "Kundenrückführgespräche". Ein Teil der Betroffenen müsse bereits zum 15. Juni gehen. Manche der Gekündigten seien bereits fort. "Noch bis vor einer Woche wurden uns gegenüber der Walzenmühle Mitarbeiterparkplätze angeboten - und jetzt das", schimpft eine andere Betroffene.

Eigentlich standen die Weichen bei Perry & Knorr, zu deren Kunden auch die Stadtwerke und Beate Uhse zählen, auf Wachstum: Mit dem geplanten Umzug der Stadtwerke-Tochter Semeco aus der Walzenmühle ins Mutterhaus sollten zunächst auch diese Flächen von Call-Center-Agenten von Perry & Knorr übernommen werden.

Bis zum freenet-Einschnitt suchte man in der Walzenmühle immer noch Personal fürs Call-Center. Vor genau einem Jahr gab Perry-&-Knorr-Manager Tord Kasten das langfristige Mitarbeiterpotenzial noch mit 400 an.