Job-Chance mit Draht zum Kunden

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"Fließender Übergang" aus der Arbeitslosigkeit in den Job: Sonja Groß hat bei der Firma Perry & Knorr von der Service-Fortbildung durch Jobucation.de profitiert.
Foto: Staudt

Nüchtern beurteilt Silke Jahn die Situation von Arbeitssuchenden in der Fördestadt: "Die Arbeitsmarktlage ist nicht rosig", sagt die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Flensburg. Nur die Dienstleistungsbranche biete in Flensburg und Umgebung noch gute Jobperspektiven: Rund 70 Prozent der verfügbaren Stellen seien in dieser Sparte zu besetzen. Darunter 100 Stellen im Stadtgebiet für sogenannte Call-Center-Agenten. "Das sind natürlich potenzielle Arbeitsplätze für unsere Kunden", erklärt Andrea Zander, Teamleiterin der Arge. Und da die Arbeitgeber großen Wert auf die Serviceorientierung und Sprachgewandtheit ihrer Mitarbeiter legen, unterstütze die Arge entsprechende Schulungen.

Seit zwei Jahren bietet das Unternehmen Jobucation.de eine vierwöchige Weiterbildung zur "Fachkraft für Kommunikation und Kundenservice" an. "Wir veranstalten Seminare mit jeweils zehn Teilnehmern", erklärt Mark Jürgensen, Inhaber von Jobucation.de. Jedoch sei es nicht immer einfach, die Teilnehmerzahl zu erreichen. "Viele Kunden haben Angst davor zu telefonieren - viele sind einfach schüchtern", erklärt Teamleiterin Zander.

Diesen Schwierigkeiten zum Trotz seien in den vergangenen zwei Jahren 120 Arbeitssuchende fortgebildet worden. Besonders stolz ist man bei Jobucation.de auf die Vermittlungsquote von 75 Prozent. "Das ist Deutschland weit Spitze", berichtet Inhaber Jürgensen. Das Erfolgsrezept der Fortbilder basiere auf der Nähe zur örtlichen Wirtschaft: "Wir verfügen über sehr gute Kontakte zu Flensburger Arbeitgebern und bereiten unsere Bewerber in kleinen Gruppen individuell und lebensnah auf den Arbeitsmarkt vor", sagt Jürgensen.

Eine ehemalige Arbeitssuchende, die von der Fortbildung profitiert hat, ist die 44-jährige Sonja Groß. Die gelernte Sportfachverkäuferin war nach längerer Selbstständigkeit in der Gastronomie arbeitslos geworden. "Die Fortbildung war wirklich sinnvoll", sagt sie. "Im Prinzip war ich nur zwei Monate arbeitslos. Danach habe ich sofort die Zusage bekommen - ein fließender Übergang." Seither arbeitet sie im Callcenter des Flensburger Unternehmens Perry & Knorr. Die Firma bearbeitet über das eigene Callcenter Kundenanfragen für Unternehmen wie die Flensburger Brauerei. "Wir betreuen hier alle telefonischen Kunden-Anfragen", erklärt Perry & Knorr-Geschäftsführer Tord Kasten. Das Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in der Flensburger Walzenmühle beschäftigt rund 250 Angestellte. "Tendenz steigend", so Kasten. Außerdem ist das Unternehmen in Berlin aktiv.

Dass Arbeit in einem Callcenter oft mit "Betrug über das Telefon" in Verbindung gebracht werde, sei eine Fehlinterpretation, klagt der Geschäftsführer. "Schwarze Schafe" gebe es in jeder Branche, so Kasten. Nur: Über Callcenter würden mehr Menschen von diesen "unseriösen Firmen" erreicht. "Die bei uns fortgebildeten Mitarbeiter werden aber nur an seriöse Unternehmen vermittelt", betont Jobucation.de-Inhaber Mark Jürgensen. Bisher sei die Zusammenarbeit zwischen Fortbildern und Arge "sehr gut", versichert Andrea Zander. "Wer Interesse an diesem Job hat", so Zander, der habe momentan "gute Chancen".