Die Agenten aus der Walzenmühle

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Telefonieren im historischen Gemäuer der Walzenmühle: Tord Kasten von Perry & Knorr mit Callcenter-Agenten.
Foto: Michael Staudt

Insolvenz - häufig ist dies gleichbedeutend mit Zusammenbruch und Arbeitsplatzverlusten. Nachdem das Callcenter free-box Sales in der Walzenmühle Ende Oktober Insolvenzantrag stellte, ging es zunächst auch hier bergab. Viele der knapp 120 Mitarbeiter, von denen die Hälfte Mini-Jobs bis 400 Euro hatten, suchten sich einen anderen Arbeitsplatz. Jetzt schickt sich das Nachfolgeunternehmen Perry & Knorr an, mehr Arbeitsplätze zu schaffen als der Vorgänger je hatte.

Unter den Kunden sind große Unternehmen wie die Flensburger Stadtwerke und Beate Uhse, die ihr Callcenter Mitte März komplett ausgegliederten. Im Vergleich zum Vorgänger hat Perry & Knorr, die in Berlin mit einer Schwestergesellschaft mit 470 Mitarbeitern verbunden sind, seine Angebotspalette in Flensburg deutlich erweitert. Für ein Unternehmen der Kommunikationsbranche haben die Flensburger den kompletten Rechtsanwaltsschriftverkehr sowie Kundenrückgewinnungsprogramme. Der neue Expansionskurs bleibt auch in der Walzenmühle nicht ohne Folgen. Nach den 105 Callcenter-Plätzen im 1. Obergeschoss soll diese Woche das zweite OG mit weiteren 85 Plätzen fertig werden. Unter den 150 Mitarbeitern, die bislang auf den 105 Plätzen telefonieren oder Schriftverkehr bearbeiten, seien ausschließlich sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden, betont Tord Kasten (30), Mitglied der Geschäftsleitung - 40-Stunden-Jobs und Teilzeitarbeitsplätze ab 20 Stunden.

Während in Berlin viel für Großkonzerne telefoniert werde, sollen von Flensburg aus schleswig-holsteinische Unternehmen betreut werden - aus der Energie-, Finanz- und Gesundheitsbranche. Und Kasten sieht sich mit dem Wachstum im 2. OG noch nicht am Ende: "Wir haben im nächsten Jahr die Möglichkeit, weitere Flächen zu bekommen." dann ziehen die Stadtwerke-Ablese-Tochter Semeco ins wachsende Mutterhaus sowie Mobilfunkdienstleister MCS an die Lise-Meitner-Straße. Langfristig sieht Kasten ein Potenzial von bis zu 400 Beschäftigten in der Walzenmühle. Und da er etwa für den juristischen Schriftverkehr Rechtsanwaltsgehilfen sucht, sei er bei den Einstellungen kaum im Wettbewerb mit anderen Callcentern in der Stadt. Und noch etwas hat der aus der Insolvenz gewachsene Durchstarter festgestellt: "Wir haben viele Langzeitarbeitslose eingestellt. Darunter sind echt fitte Leute".