Das Berliner Unternehmen Perry & Knorr wird Nachfolger des insolventen Call-Centers "free-box Sales" in der Walzenmühle. Perry & Knorr residieren in Berlin-Mitte in einer ehemaligen Backfabrik und gehen offiziell am 1. Januar in Flensburg an den Start.
Für die derzeitigen Mitarbeiter des erst 2003 gegründeten Unternehmens bedeutet der Wechsel zunächst einmal eine Kündigung zum 31. Dezember. Und nicht alle werden bei dem neuen Mieter in der Walzenmühle wieder einen Job finden. "Mit Stand heute brauchen wir 60 Vollzeitkräfte", sagte gestern Dirk Cordes, Gesellschafter des Berliner Unternehmens. Bei der Insolvenz-Anmeldung vor rund vier Wochen standen doppelt so viele Leute auf der Lohnliste, darunter allerdings auch Teilzeitkräfte.
Die werden in Zukunft in der Walzenmüle nur noch bedingt Beschäftigung finden. "20 Stunden pro Woche sind das Minimum", so Cordes. 400-Euro-Kräfte werde man gar nicht mehr einstellen. Stattdessen sei Kontinuität und dauerhafte Beschäftigung gefragt.
Der Grund liegt in der etwas anderen Geschäftsausrichtung der Neuen aus der Hauptstadt. "Wir machen keine Kampagnen", bekräftigt Cordes. Eine Kampagne bedeutet, man erhält den Auftrag, in kurzer Zeit zum Beispiel 200.000 Kunden anzurufen, um ihnen etwas zu verkaufen. "Wir glauben nicht an Kampagnen." Statt "Outbound" - man ruft Kunden an - legen Perry & Knorr mehr Wert auf Inbound - man nimmt Anrufe entgegen. Kundenbetreuung, technischer "Support", Neukundenbetreuung, Kunden-Rückgewinnung: All das sind Tätigkeitsfelder, die in Berlin beackert werden. In diese Richtung soll es ab 1. Januar auch in Fllensburg gehen. "Das sind meist schulungsintensive Projekte", so Cordes.
Man hoffe, mit mittelständischen Unternehmen aus Schleswig-Holstein in Kontakt zu kommen. Man habe gerade erst mit der Akquirierung neuer Aufträge begonnen, so Cordes, so dass man unter Umständen ab 1. Januar schon deutlich mehr Leute brauche. Vorsorglich habe man die verbleibenden freien Flächen in der zweiten Etage der Walzenmühle angemietet, so dass man jetzt Platz für 200 produktive Arbeitsplätze habe. Das entspreche rund 250 Arbeitskräften, die nie alle gleichzeitig im Einsatz sind.
Der eine der beiden Gründer von "free-box Sales", Tord Kasten, steigt bei Perry & Knorr in Flensburg als geschäftsführender Gesellschafter der neuen GmbH ein. Der zweite, Holger Freiesleben, werde sich an seinem Wohnort Kiel beruflich neu orientieren, so Kasten. Ein weiterer Geschäftsführer für Flensburg wird demnächst benannt. "free-box Sales" musste Insolvenz anmelden, nachdem ein Großkunde plötzlich abgesprungen war.
